Leider sind manche Lehrer der Auffassung, die Tierhaltung in einem Klassenraum sei wertvoll für die Förderung des Verantwortungsbewusstseins und des biologischen Wissens der Kinder. Doch selbst wenn jene Lehrkräfte keine bösen Absichten haben, sollte diese Form des Unterrichts nicht unterstützt werden, da Tiere nicht in ein Klassenzimmer gehören. Dies beweisen auch die folgenden fünf Gründe.
1. Indirekte Förderung zwielichtiger Züchter und deren schreckliches Geschäft mit Kleintieren
Bei einer Recherche zu dem Thema Tierzuchten für den Heimtiermarkt in Deutschland, die sich über mehrere Monate erstreckte, kamen schockierende Resultate zum Vorschein. Eingepfercht in kleinen, überfüllten Plastikboxen sowie Käfigen oder in Regalen aufeinandergestapelt als handle es sich um Ware, fristeten tausende Kleintiere, darunter Vögel oder Nager, ein grausames Dasein in ihren eigenen Exkrementen. Bedingt durch diese unzumutbare Haltung, den Mangel an Nahrung, Wasser und Hygiene, war ein Großteil von ihnen verletzt, krank oder sogar schon tot. Weitere Folgen dieser furchtbaren Zustände sind häufig Kannibalismus und schwerwiegende psychische Störungen, die sich in einem auffälligen Verhalten widerspiegeln. Erschreckenderweise ist diese Form der Tierquälerei jedoch kein Einzelfall, denn, wie stichprobenartige Kontrollen ergaben, gibt es auch bei kleineren Züchtern, die als Lieferanten für Tierhandlungen arbeiten, derartige Vorfälle. Außerdem fördert diese Überzüchtung eine unkontrollierte Vermehrung der Tiere, die sich wiederum negativ auf die Vermittlungschancen von Tierheimbewohnern auswirkt.
Dabei stammt eine hohe Anzahl der Kleintiere, die in Klassenzimmern leben, ursprünglich aus einer dieser erschreckenden Zuchten, weswegen jene dadurch unbewusst unterstützt werden. Des Weiteren entsprechen die Gegebenheiten in einem Klassenraum nicht den artgerechten Umständen, in denen ein Tier gehalten werden sollte.
2. Kein natürlicher Lebensraum
Jedes Tier hat ein Recht auf Freiheit und eine artgerechte Haltung. Wird es jedoch in einen Käfig, ein Aquarium oder Terrarium gesperrt, beraubt man es dieser Grundrechte und verhindert, dass es sich seiner Natur entsprechend verhalten kann. So können nachtaktive Kleinsäugetiere, wie Hamster oder Mäuse, durch die Bedingungen, die am Tag in einer Schule vorherrschend sind, darunter Lärm, grelles Licht oder permanente Streicheleinheiten, in ihrer Ruhe gestört werden. Eine enorme Belastung für diese Tiere, welche durch eine mangelhafte Versorgung und einen häufigen Wohnraumwechsel zusätzlich verstärkt wird.
3. Unzureichende Betreuung und Einsamkeit
Kleinsäuger oder andere Tiere, die in Klassenzimmern gehalten werden, sind oft alleine, da die Schule nachts und über die Wochenenden geschlossen ist. Mit Einsetzen der Ferien verschlimmert sich diese Problematik noch. Um die lebensnotwendige Versorgung des Tieres weiterhin sicherzustellen, müsste es dann vorübergehend zu einem Schüler ziehen, allerdings sollte jener auch genügend Kenntnisse im Umgang mit diesem sowie die elterliche Erlaubnis und die Räumlichkeiten besitzen, damit das Tier nicht zu Schaden kommt. Sollte sich niemand finden, der sich übergangsweise um das Tier kümmert, ist sein trauriges Schicksal sogar die Abgabe in einem Tierheim, das womöglich ohnehin schon überfüllt ist und das, wenngleich jeder Umgebungswechsel einen erhöhten Stressfaktor bedeutet, dem kein Lebewesen ausgesetzt werden sollte. Hinzu kommt, dass manche Tiere, wie Reptilien, auch noch ein gesundheitliches Risiko für Kinder darstellen.
4. Erhöhte Gefährdung für die Gesundheit
Ein weiterer Grund, weswegen man keine Tiere in Klassenzimmern halten sollte, ist, die mögliche Auswirkung auf die Gesundheit. Die Tiere könnten Krankheiten an ihre Artgenossen oder die Kinder übertragen, vor allem dann, wenn eines der Schulkinder unter Allergien leidet, welche durch den Kontakt mit den Haar- und Hautschuppen, verschlimmert werden könnten. Gerade die Haltung von Fröschen oder Reptilien ist hierbei riskant, denn sie übertragen gefährliche Bakterien, darunter Salmonellen und auch der Umgang mit Nagetieren, wie Hamstern, ist nicht ganz ungefährlich für die Gesundheit. Alleine schon aus Verantwortungsbewusstsein sollte demnach keine Tierhaltung in Klassenzimmern erfolgen.
5. Keine Anschauungsobjekte für pädagogische Zwecke
Ein Tier in einem Klassenzimmer zu beherbergen, um das Sozialverhalten und die biologischen Kenntnisse der Kinder zu fördern, ist inakzeptabel und durch nichts zu rechtfertigen. Tiere sind keine Versuchsobjekte und eine solche Ansicht darf unter keinen Umständen bei Kindern hervorgerufen werden. Viel eher sollten jene lernen, Tiere mit demselben Respekt zu behandeln wie jedes andere Lebewesen.
Daher gibt es schönere Möglichkeiten für die Förderung des Verantwortungsbewusstseins, darunter Schulausflüge in Auffangstationen sowie Wildtierparks, der Besuch von einem Gnadenhof oder des Tierheims.
Auch schulisches Anschauungsmaterial, wie Dokumentarfilme oder passende Computerprogramme, begünstigen ein besseres Verständnis von der tierischen Lebensweise. Wer dennoch nach einer Möglichkeit sucht, das Verantwortungsbewusstsein der Kinder aktiv zu unterstützen, kann alternativ die Teilnahme an Gemeindeprojekten vorschlagen oder auf Pflanzen zurückgreifen, die im Klassenzimmer sowie in Schulgärten gepasst werden müssen. Darum sollten Sie, wenn Sie Eltern sind, mit Kindern arbeiten oder es in Ihrem Umfeld Kinder gibt, jenen verdeutlichen, dass jedes Tier dieselben Schmerzen empfindet, genauso einsam sein kann und eine gleichermaßen würdevolle Behandlung verdient wie jeder Mensch. Nur so fördern Sie die Sozialkompetenz der Kinder.
Tierschutz als Maßnahme zur langfristigen Unterstützung eines positiven Sozialverhaltens
Ein verantwortungsbewusster, liebevoller Umgang mit Tieren hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen verhindert er, dass diese Lebewesen gequält oder schlecht behandelt werden und zum anderen fördert er die sozialen Fähigkeiten der Kinder.
Dies verringert Mobbing und andere Grausamkeiten, denn das Verhalten gegenüber Tieren steht in direkter Verbindung zu dem Umgang mit Menschen. Es ist demnach erwiesen, dass Gewalttäter ihre aggressiven Neigungen erst an tierischen und danach an menschlichen Opfern ausließen.
Darum äußern Sie, falls Sie von einer Schule erfahren, in der Tiere gehalten werden, freundlich, aber deutlich Ihre Bedenken und bitten Sie den Lehrer, zeitnah ein geeigneteres und artgerechtes Zuhause für dieses Lebewesen zu suchen, denn Tiere gehören nicht in ein Klassenzimmer.