So ist die Arthrose eine Verschleißerscheinung des Bewegungsapparates, die hauptsächlich bei älteren, immerzu stark beanspruchten Arbeits- oder Sportpferden auftritt. Mit zunehmendem Alter gelingt es dem Körper immer weniger, die für den Gelenkstoffwechsel erforderlichen Stoffe aus der Nahrung selbst zu synthetisieren. Beim Pferd sind es aufgrund des hohen Gewichts zu Beginn der Arthrose vorrangig die unteren Gelenke, die degenerative Erscheinungen zeigen. Aber auch die Wirbelsäule des Pferdes ist oftmals von arthritischen Veränderungen (Kissing Spines) betroffen.
Darüber hinaus ist ein frühzeitiger Verschleiß bei den verschiedensten Rassen zu beklagen. Welche Faktoren dies heute begünstigen, möchten wir im Folgenden näher beleuchten:
Ursachen der Arthrose bei Pferden
- Alterungsbedingte Verschleißerscheinungen
- Überbelastung und Fehlbelastungen besonders während der Wachstumsphase
- Fehlstellungen von Gliedmaßen
- Unfachmännisch ausgeführter oder ganz fehlender Hufbeschlag
- Übergewicht
- Verletzungen und Traumata zum Beispiel durch Schläge, Muskel- oder Sehnenzerrungen
- Permanente, einseitige Belastung, die verletzungsbedingt sein kann
- Genetische Veranlagung, dazu zählen auch Autoimmunerkrankungen wie Osteolytischer Spat
- Nährstoff- oder Vitalstoffmangel
- Überschuss an Eiweiß oder Kohlenhydraten (Stärke)
Eine Arthrose entwickelt sich dann, wenn das physiologische Zusammenwirken von Gelenkkapsel, Gelenkflüssigkeit (Synovia) und Gelenkknorpel mittel- und langfristig gestört ist. Das Gelenk eines Pferdes ist am „Kopf“, wo sich zwei oder mehr bewegliche Knochenteile begegnen, mit Gelenkknorpel überzogen. Diese wird ständig durch eine Gelenkflüssigkeit versorgt. Dies ermöglicht nicht nur die „reibungslose“ Beweglichkeit, sondern auf Basis der enormen Elastizität dieses Materials können instantane Drücke und Stöße abgefangen werden, die einem Vielfachen des Gewichts des Pferdes entsprechen.
Die Gelenkkapsel, die das Gelenk umschließt und die Gelenkflüssigkeit beinhaltet, stellt eine bindegewebige Hülle dar, die schließlich in die Knochenhaut mündet. Die viskose, schmierende Körperflüssigkeit wird durch die innere Beschichtung der Gelenkkapsel erzeugt und versorgt den Gelenkknorpel, der übrigens keine Blutgefäße und Nerven enthält. Die Synovia baut den Gelenkknorpel auf und ernährt ihn. Sie besteht aus Nähr- und Wirkstoffen wie:
- Hyaluronsäure
- Lipiden
- Proteinen
- Mucinen
- Abwehrzellen
- Glykosaminoglykanen
Letztere verfügen über eine hohe Wasserbindungskapazität, stimulieren den Knorpelaufbau, halten Bakterien zurück und entgiften, indem sie Stoffwechselprodukte abbauen.
Es ist wichtig, dass die Synovia ständig und an allen Stellen den Knorpel umspült, was im Normalfall durch die wechselnden Be- und Entlastungen des Knorpels automatisch erfolgt. Wenn das Pferd nicht regelmäßig bewegt wird, zum Beispiel weil eine Verletzung dies bedingt, kann es recht schnell zu einer Unterversorgung des Knorpels kommen mit der Folge irreparabler Knorpelschäden. So gesehen sind haltungsbedingte, lange Stehzeiten im Winter ein echtes Problem. Der Gelenkstoffwechsel reagiert in vielen Fällen mit einer vermehrten Synoviaproduktion, die oftmals an einer leichten Schwellung erkennbar ist. Die Überproduktion ist aber leider mit einer Verringerung der Viskosität der Gelenkflüssigkeit verbunden. In Verbindung mit eventuellen Einblutungen erfährt diese Flüssigkeit sogar einen aggressiven Charakter. Die sogenannten Gelenkgallen sind ein typisches Anzeichen für eine solche Entwicklung, in der der Knorpel immer weiter angegriffen wird und in der Folge eine Arthrose entsteht.
Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Arthrose beim Pferd
Es ist immer bitter, sein Pferd wegen der niederschmetternden Diagnose (unheilbare) Arthrose zu früh als „wertloses“ Beistellpferd an die Koppel zu verlieren. Daher kann man bei seinem Pferd gar nicht früh genug die folgenden Gesichtspunkte eines konsequenten Fütterungs-, Haltungs- und Trainingsmanagements berücksichtigen:
- Verwenden Sie stets hochwertiges Mineralfutter mit einem optimalen Kalzium-Phosphor-Verhältnis der Gesamtration.
- Der Futterplan sollte zwischendurch im Sinne einer Kur immer mal wieder gelenkaktive Nähr- und Vitalstoffe bereitstellen. Dazu gehören:
– Leinöl und Leinsamen, die viele Omega-3-Fettsäuren enthalten
– Heu mit einem hohen Kalziumanteil
– Hagebutten enthalten viel Vitamin C
– Galaktolipide, Vitamin K, Mangan, MSM oder Methionin sind wichtige Lieferanten für organischen Schwefel
– die Spurenelemente Zink und Selen
– Sonnenblumenöl enthält viel Vitamin E
– Karotten bedeuten Beta-Carotin - Der Markt bietet spezielle Misch- und Kraftfutter an, die dazu führen können, dass junge Pferde etwas zu schnell heranwachsen und dabei auch zu schwer werden. Aber genau dies sollte unbedingt vermieden werden.
- Es gibt Grund- und Kraftfuttermittel, die einen zu hohen Phosphoranteil aufweisen, was schließlich zu einer Demineralisierung der Knochen führt. Verwenden Sie daher vor allem Mais, Silage und Weizenkleie nur sparsam.
- Heranwachsende Pferde brauchen für die gesunde Entwicklung ihrer Muskeln, Sehnen und Gelenke viel spielerische Bewegung, am besten inmitten einer altersgerechten Herde.
- Übergewicht muss unbedingt vermieden werden, keine zuckerhaltigen Futtermischungen.
- Regelmäßiges Training ist wichtig für die Muskulatur und die Gelenke. Dabei kann der Wert der circa 20-minütigen Aufwärmphase gar nicht überschätzt werden.
- Achten Sie auf einen pferdgerechten Untergrund. Bereits bei dem noch kleinen Fohlen müssen die Hufe professionell bearbeitet werden.
- Fehlstellungen oder Blockaden müssen so früh wie möglich regelmäßig osteopathisch behandelt werden.
- Die Liegefläche muss für das Pferd weich genug ausgepolstert sein. Ältere oder rangniedrigere Pferde müssen ebenfalls die Möglichkeit bekommen, im Liegen zu ruhen.
Woran ist die beginnende Arthrose beim Pferd zu erkennen?
Eine leichte Lahmheit kann in der Regel durch ein moderates Training schnell überwunden werden. Erste auffallende Hinweise auf massive Gelenkprobleme stellen aber die sogenannten Gallen oder schwammige Gelenke dar. Schwierigkeiten beim Hinlegen oder Aufstehen sowie eine hohe Druckempfindlichkeit am Widerrist können auf Kissing Spines hinweisen. Wenn Gelenke angeschwollen und zugleich sehr warm sind, handelt es sich oftmals um eine Arthritis, also eine entzündliche Arthrose. Sie entwickelt sich zum Beispiel dann, wenn sich der Knorpel an einzelnen Stellen so weit zurückgebildet hat, dass bereits Knochenhäute aufeinander reiben.
Wenn die Diagnose Arthrose beim Pferd feststeht
Auch wenn das hart klingt: Auf Heilung ist dann nicht mehr zu hoffen. Durch eine Behandlung können wir lediglich versuchen, für das Tier die Schmerzen einzudämmen. Das ist deshalb wichtig, weil Schmerzen das Tier dazu veranlassen, sich möglichst gar nicht zu bewegen, und genau das ist kontraproduktiv. Abgesehen von unserem Mitgefühl ist schon deshalb die Lebensqualität des kranken Pferdes unbedingt zu verbessern.
- Homöopathie
Diese Methode hat sich zur Mobilisierung der Selbstheilungskräfte des Pferdes bewährt, wobei die Homöopathie aber nicht mehr und nicht weniger als eine unterstützende Maßnahme ist. Die Methode erfordert einen fachkundigen homöopathischen Arzt und darf auf keinen Fall im Alleingang ausprobiert werden. - Blutegel
Der Speichel der Blutegel sorgt für eine lokale Blutverdünnung und enthält entzündungshemmende und schmerzlindernde Substanzen. - Chondroprotektive Substanzen
Hierzu zählen zum Beispiel Hyaluronsäure, Chondroitin, Glukosamin und Muschelextrakt. Sie können den weiteren Abbau von kollagenem Bindegewebe und die unvorteilhafte Veränderung der Synovia weitgehend verhindern beziehungsweise aufhalten. Dies bietet die Chance, dass sich das betroffene Gelenk stabilisiert und Knorpelzellen sogar regeneriert werden können. Eine ernährungsphysiologische Unterstützung wird durch „Gelenk Akut“ bereitgestellt. - Kräuter
Beinwell, Hagebutte, Ingwer, Silberweide, Spierkraut, Teufelskralle und Yucca enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die insbesondere während der arthritischen Phase wohltuend wirken. - Eine Entlastung der Gelenke ergibt sich auch durch fachgerechte, regelmäßige Bearbeitung der Hufe beziehungsweise der Hufbeschläge.
Tierärztliche Therapiemöglichkeiten
- Der Tierarzt wird bei akuten Entzündungen zunächst das Einreiben mit durchblutungsfördernden, entzündungshemmenden Lotionen empfehlen. Bei Spat ist eine beschleunigte Verknöcherung sogar gewünscht, das heißt, in diesem Fall wird der Arzt zu einem relativ scharfen Mittel greifen.
- NSAID steht für nicht-steroidale Entzündungshemmer. Es handelt sich dabei um fiebersenkende Medikamente, die zugleich schmerzstillend und entzündungshemmend wirken.
- Glukokortikoide sind steroidale Entzündungshemmer, die meistens zusammen mit Hyaluronsäure ins Gelenk injiziert werden.
- Hyaluronsäure wird ins Gelenk gespritzt, kann aber auch oral verabreicht werden. Wegen der Stoffwechselprozesse im Magen-Darm-Trakt ist es allerdings umstritten, ob oral verabreichte Hyaluronsäure wirklich eine Wirkung entfalten kann.
- Bei der IRAP-Therapie handelt es sich um eine Methodik, die als „Interleukin 1 Rezeptor Antagonist“ bezeichnet wird. Dabei wird dem Pferd zunächst Blut entnommen, das dann mit inerten Glaskügelchen vermischt wird. Dabei bildet sich ein entzündungshemmendes und zugleich regenerierendes Serum, das schließlich wieder ins Gelenk gespritzt zurück injiziert wird.
- Bei der Arthroskopie werden mithilfe eines Endoskops minimalinvasiv Ablagerungen und Knochensplitter entfernt. Anschließend wird das Gelenk gespült.
Welche Methode individuell bei Ihrem Pferd zur Anwendung kommt, hängt immer von der jeweiligen Diagnose durch den Tierarzt ab. In manchen Fällen wird es ohne einen operativen Eingriff nicht gehen, wobei aber jede Operation auch mit erheblichen Risiken verbunden ist. Aus diesem Grunde ist dringend zu empfehlen, vor der Entscheidung zu einer Operation stets einen ernährungsphysiologischen Aufbau des kranken Pferdegelenks mittels einer risikoarmen Vitalstoff- oder Phytotherapie zumindest zu versuchen.
In der Tat haben sich in der Praxis regelmäßige Fütterungen zum Beispiel mit MobiCare von Natural Horse Care oder ArthriAid von NutriScience sehr gut bewährt. Dagegen ist eine dauerhafte Zugabe entzündungshemmender und schmerzstillender Kräuter wie Ingwer, Silberweide oder Teufelskralle wegen der Belastung der Magenschleimhaut weniger geeignet. Da aber häufig der Arthrose eine Arthritis vorausgeht, können solche Kräuter oder MSM als zeitlich begrenzte (höchstens zwei Monate), begleitende Maßnahme durchaus hilfreich sein. Das Ziel muss immer das Auffinden und die Bekämpfung der Ursachen sein, damit alle gut gemeinten Versuche, den Knorpel wieder aufzubauen, nicht ins Leere laufen.