Beschäftigung von Sittichen und Papageien

Möglichkeiten zur Beschäftigung von Sittichen und Papageien

Die richtige und ausreichende Beschäftigung ist für Sittiche und Papageien sehr wichtig. In der Natur haben sie einen festen Tagesrhythmus: Nach dem Erwachen putzen sie sich ausgiebig das Gefieder, bevor sie sich anschließend auf die Nahrungssuche begeben. Zur Mittagszeit gönnen sie sich eine ausgiebige Pause von mehreren Stunden, in der sie ruhen, um reichlich Kraft zu schöpfen. Am Nachmittag begeben sie sich ein weiteres Mal auf die Suche nach Futter. Erst kurz vor dem Sonnenuntergang suchen sie ihre Schlafplätze wieder auf.

Papageien haben zwei Phasen am Tag, in der sie besonders aktiv sind. Die erste ist am Morgen, die Zweite am Nachmittag. Diesen Tagesrhythmus und diese Aktivitätszeiten behalten sie nicht nur in der Wildnis, sondern auch wenn sie in der Obhut von Menschen leben. Dort weichen sie aber etwas ab. Der größte Unterschied zwischen dem Leben in der Wildnis und dem Leben bei dem Menschen ist der Zeitaufwand für die Futtersuche. Während Papageien in der Natur mehrere Stunden täglich für die Futtersuche benötigen, ist das bei dem Leben mit den Menschen ganz anders.

Untersuchungen von Elmo et al. in der Zuchtstation Loro Parque auf Teneriffa, brachten das Ergebnis, dass verschiedene Rassen von Aras, sich täglich nur etwa 74 Minuten mit der Aufnahme ihres Futters beschäftigten. Grund hierfür ist, dass die Tiere sich bei den Menschen nicht selbst auf die Suche nach Nahrung begeben müssen. Sie fressen sich satt, was oftmals auch zum Überfressen führt, sofern das Futter nicht begrenzt ist. Die Folge sind Papageien, die an Übergewicht leiden.

Wenn man 12 Stunden nimmt, welche die Tiere im Schnitt an einem Tag wach sind und die Zeit der Nahrungsaufnahme in der Gefangenschaft abzieht, bleibt entgegen in der Natur, viel Freizeit für die Vögel. Die Tiere beschäftigen sich also länger mit der Pflege ihres Gefieders und nehmen sich mehr Zeit für die Ruhepausen. Daraus resultierten weniger Bewegung und die Zunahme von Gewicht. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Halter die Tiere fordert und ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Das vermeidet den Mangel der Bewegung und auch zu viel Langeweile, die Verhaltensauffälligkeiten verursachen kann.

Die beste Möglichkeiten Papageien und Sittiche zu beschäftigen, ist ihnen die Möglichkeit zur Brut zu geben. Wenn ein Weibchen den Wunsch hat zu brüten, ist es damit voll beschäftigt. Bereits Wochen vor dem ersten Ei, balzen die Tiere, paaren sich und widmen sich ausgiebig der gegenseitigen Gefiederpflege. Wenn das Legen der Eier und die Brut folgen, ist bei den meisten Rassen nur das Weibchen damit beschäftigt. Das Männchen hingegen widmet sich der Fütterung und dem Bewachen des Weibchens, damit dieses und die Kinder, ausreichend versorgt sowie geschützt sind. Wenn das erste Baby schlüpft, beginnt die aktivste Phase für beide Elternteile. Anfangs muss der Vater das Weibchen und die Kinder mit Futter versorgen. Sind die Jungen geschlüpft und nicht mehr auf die ständige Wärme ihrer Mutter angewiesen, beginnt auch das Weibchen ihre Babys mit reichlich Nahrung zu füttern, damit sie schnell wachsen können.

Wenn die Kinder den Nistplatz verlassen, müssen die Eltern ihnen zeigen, wo sie Nahrung finden können. Dabei bewachen sie ihre Jungen auch, um sie vor natürlichen Feinden und Gefahren zu schützen. Die Dauer vom Eierlegen bis hin zum ‚Abnabeln‘ des Nachwuchses unterscheidet sich von Rasse zu Rasse. Einige Arten kümmern sich ein halbes Jahr ausgiebig um ihre Jungen, größere Papageienarten oftmals sogar einige Monate länger. Dabei kommen sie der Aufzucht durchweg hingebungsvoll nach. Werden die Jungen flügge, kann es aber zu gefährlichen Reibereien zwischen den Eltern und dem Nachwuchs kommen. Aus diesem Grund sollte man die Tiere gut beobachten und sofort trennen, sobald Auffälligkeiten auftreten. Dies muss aber nicht sein, wenn die Tiere sich weiterhin vertragen. Einige Arten wie Laufsittiche, Loris und Feigenpapageien sind oft selbst dann noch friedlich, wenn die Eltern wieder brüten.

Papageien, die ohne den Reiz oder die Möglichkeit zur Brut gehalten werden, benötigen andere Möglichkeiten der Beschäftigung, damit sie gesund und zufrieden leben können und keine Verhaltensaufälligkeiten entwickeln.
Besondere Aufmerksamkeit muss der Beschäftigung von einzeln gehaltenen Vögeln geschenkt werden. Grundsätzlich ist es aber immer besser, wenn ein Pärchen derselben Art zusammen ist. Besteht keine Möglichkeit das Tier mit artgenössischer Gesellschaft zu halten, ist für zahme Tiere der Mensch besonders wichtig. Oft stellt dann der Mensch der Partner für das Tier dar. Zahme Tiere schließen sich gern einer bestimmten Person an. In dem Fall sind sie sehr verschmust und lassen sich mit Vorliebe kraulen, was für den Papageien der Ersatz der gegenseitigen Gefiederpflege mit dem Partner ist.

Ist ein Tier nicht handzahm, sollte der Mensch vermeiden, es zu sehr mit sich zu beschäftigen, denn hier kann Angst und somit auch Stress ausgelöst werden. Neben der direkten Beschäftigung zwischen Mensch und Papagei, sollte das Tier immer mit einer Höhle oder Spielzeugen die Option haben, sich zurückzuziehen und zu beschäftigen. Hier kann der Halter auch gern erfinderisch sein, wobei darauf geachtet werden sollte, dass nichts verwendet wird, was das Tier verletzen oder vergiften kann. Aus diesem Grund sollten nur stabile Materialien verwendet werden, die nicht abgeknabbert werden können, da sonst die Gefahr des Verschluckens besteht.
Wer weniger kreativ ist, findet im Heimtiermarkt und in Onlineshops eine große Auswahl an fertigen Produkten, die einfach gekauft werden, oder als Inspirationsquelle dienen können.
Gegenstände aus natürlichen Materialien wie Holz und Rinde sind besonders gut geeignet, da diese für den natürlichen Abrieb des Schnabels fördern.
Bunte, farbintensive und spiegelnde Gegenstände sind bei Vögeln ebenfalls besonders beliebt und wecken ihre Neugier.

Materialien und Gegenstände die eine gute Grundlage für die Beschäftigung von Papageien und Sittichen bieten, sind zum Beispiel:

– Frische Äste, Rinden und Zweige von verschiedenen, ungiftigen Baumarten – auch mit Blättern und Früchten
– Zapfen und Früchte, wie zum Beispiel Tannenzapfen, Kiefernzapfen und Äpfel
– Baumstämme und Baumhöhlen zum Klettern, Knabbern und Verstecken
– Ketten und Seile aus Metall, Kokosfasern, Sisal oder Wasserhyazinthenblätter. Hier können auch zum Beispiel Äste von Weide einen Ersatz bieten. Diese Dinge sind gute Möglichkeiten zum Klettern und Sitzen.
– Schaukeln oder dünne Äste
– Sitzbretter
– Kleine Stöcke zum Knabbern durch das Aufheben mit dem Fuß
– Steine, Kiesel oder auch kleine Erdklumpen
– Spielzeug aus Holz, Rinde (Auch mit Blättern und Gräsern.)
– Blumen wie zum Beispiel Sonnenblumen

Hierbei ist zu beachten, dass verschiedene Papagei- und Sitticharten unterschiedliche Vorlieben für Gegenstände und Materialien haben. Es ist ratsam sich zu erkundigen, was das eigene Tier bevorzugt!

Ebenfalls eine von den Papageien und Sittichen beliebte Beschäftigung ist das Baden und Duschen. Viele Vögel nutzen gern diese Möglichkeit und genießen das Wasser, da es sich hervorragend für die Federpflege eignet. Hierfür gibt es kleine Badehäuschen oder Schüsseln, die dauerhaft aufgestellt werden können. So kann das Tier sich selbst aussuchen, wann und wie oft es baden geht. Aber Achtung! Die Tiefe muss für die Größe des Tieres geeignet sein, um Sicherheit zu bieten.
Bevorzugt werden Bademöglichkeiten, die nicht auf dem Boden stehen, wie Schalen auf Zwischenetagen und im Handel erhältliche Badehäuschen zum Einhängen. Bei diesen Bademöglichkeiten sollte das Wasser oft gewechselt werden, damit es möglichst sauber und frisch ist und so die Gefiederpflege unterstützt. Für einen naturnahen ‚Regen‘ kann eine Sprenkelanlage im Freien oder eine Sprühflasche bei der Haltung in der Wohnung dienen. Bei handzahmen Tieren gibt auch die Dusche oder der Wasserhahn eine beliebte Bademöglichkeit, wobei das Tier viel Vertrauen zum Besitzer haben muss. Daher sollte man bei dieser Methode nur vorsichtig herangehen. Grundsätzlich mögen Papageien es so lange zu baden, bis sie tropfnass sind. Mit dem Wasser muss also nicht gespart werden.
Wie oft die Vögel das Bedürfnis für ein Bad oder eine Dusche haben, ist von dem Tier und der Art abhängig. So ist von wöchentlich bis täglich das Wasser gern gesehen.

Im Allgemeinen ist es wichtig, die Beschäftigungsmöglichkeit für das Tier immer attraktiv zu halten. So sollte gelegentlich das Spielzeug gewechselt und Neues hinzugenommen werden, damit kein Desinteresse und damit Langeweile entsteht. Geht das Interesse an einem Gegenstand verloren, kann es aus der Voliere genommen und später zurückgegeben werden, um einen neuen Reiz und Abwechslung zu schaffen.

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