Kaninchenhaltung ist aufwendig und kompliziert.

Leider werden Kaninchen immer wieder als völlig anspruchslose und vor allem pflegeleichte Tiere dargestellt. Nicht selten werden sich auch gekauft, weil Eltern glauben, dass Kaninchen Spielgefährten ihrer Kinder sein können. Doch dieser Glaube ist ein Irrglaube und unter dieser Fehleinschätzung leiden vor allem die süßen Langohren.

Auch wenn die kleinen Hoppelmänner in Büchern oder auf Ostergrußkarten als knuddelig und niedlich dargestellt werden muss klar gestellt sein, dass es sich bei „Meister Lampe“ keinesfalls um ein Schmusetier handelt. Kaninchen sind als Fluchttiere sogar ganz das Gegenteil und wollen nur in den aller seltensten Fälle wirklich kuscheln. Kaninchen sind nicht nur krankheitsanfällig sondern auch sehr sensibel und oft auch sehr ängstlich. Die artgerechte Kaninchenhaltung ist kompliziert und zudem auch aufwendig.
Egal um welches Haustier es sich handelt: kein Tier darf ein Spontankauf sein, auch der Kauf eines Kaninchens muss gut überlegt werden und vor allem darf vorab eine gute Recherche über die Haltung von Kaninchen nicht fehlen. Wie alle Lebewesen haben auch Kaninchen ihre ganz speziellen Bedürfnisse und brauchen exakt auf sie ausgerichtete Haltungsbedingungen.
Sehr wichtig: Niemals ein Kaninchen im Zoogeschäft kaufen. Viele Tiere dort sind überzüchtet. Suchen Sie sich ihr Kaninchen auf alle Fälle im Tierheim aus.
Für die artgerechte Tierhaltung gibt es viele Dinge zu beachten. Im Folgenden sind die wichtigsten Punkte aufgegriffen:
Leider viel zu oft werden Kaninchen alleine gehalten, denn die wenigsten wissen das Kaninchen soziale Gruppentiere sind. Damit Kaninchen wirklich glücklich sind und artgerecht gehalten werden brauchen sie unbedingt einen Partner. Damit unerwünschter Kaninchennachwuchs verhindert wird gibt es mehrere Möglichkeiten, eine davon ist, männliche Tiere zu kastrieren und nicht selten vertragen sich auch gleichgeschlechtliche Tiere.
Leider sieht man sehr oft das Kaninchen auf kleinstem Raum gehalten werden. Aber Kaninchen brauchen sehr viel Platz, Kaninchen wollen Hacken schlagen, laufen und umhertollen. Gegebenenfalls muss die Wohnung halt kaninchenfreundlich gestaltet werden, sprich mit genug Platz zum freien umherhoppeln. Die im Handel angebotenen Käfige sind keinesfalls geeignet für die artgerechte Kaninchenhaltung.
Bei der Innenhaltung von Kaninchen muss darauf geachtet werden, dass es Tiere gibt die nicht stubenrein werden und auch alles an knappern. Es gibt zwar durchaus Kaninchen die wie Katzen auf „ihre“ Toilette gehen aber trotzdem nutzten gerade Männchen auch Stellen in der Wohnung um diese mit Kot und Urin zu Markieren.
Kaninchen sind reinliche Tiere, spricht der Besitzer muss ständig für ein sauberes Gehege, einen sauberen Käfig bzw saubere Kaninchentoilette sorgen.
Bei guter Haltung kann ein Kaninchen durchaus zehn Jahre und älter werden. Dies muss vor Kauf des Tieres bewusst sein und die Haltung des Tieres muss über diesen Zeitraum sichergestellt werden.
Von Natur aus sind Kaninchen Fluchttiere, nur die wenigsten Tiere wollen wirklich getragen werden. Kaninchen sind also keine Kuscheltiere.
Die kleinen Hoppelmänner (und Frauen) sind eigentlich dämmerungsaktiv. Gerade in Gefangenschaft verursachen sie gerne Kratz- Nage- und Klopfgeräusche. Kaninchen sind vor allem am frühen Morgen und nachts aktiv, dies muss bei Wohnungshaltung unbedingt toleriert werden.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Kaninchennahrung. Die im Handel erhältliche spezielle Kaninchennahrung ist nicht für die artgerechte Tierhaltung geeignet. Die Zusammensetzung dieser Nahrung entspricht keinesfalls den Ansprüchen von Kaninchen.
Leider sind Kaninchen sehr krankheitsanfällig. Die kleinen Hoppler zeigen Krankheitssymptome leider meist erst sehr spät, so müssen Kaninchenhalter ihren Liebling immer genau beobachten und auf Verhaltensveränderungen immer genau achten.
Folgend werden für Sie die Empfehlungen zu einzelnen Fragen zur Kaninchenhaltung zusammengefasst. Jedoch sollte sich ein verantwortungsvoller Kaninchenhalter ausführlich über die einzelnen Themen informieren. Tipps und detaillierte Informationen finden Sie zum Beispiel auf Diebrain.de oder auf Sweetrabbits.de.

Gruppenhaltung
Entgegen weitläufiger Meinung dürfen Kaninchen nie alleine gehalten werden. Diese wirklich sehr sozialen Tiere brauchen einen artgerechten Partner. Menschen können die Kommunikation und das Sozialverhalten des natürlichen Lebensraumes nie ersetzen. Keine zeitintensive Pflege und Beschäftigung mit dem Tier kann einen Kaninchenpartner ersetzen und auch Meerschweinchen sind kein idealer Partner für Kaninchen. Sie mögen sich vielleicht nicht als Konkurrent verstehen aber zusammen wohl fühlen tun sich Kaninchen und Meerschweinchen sicher nicht, dafür sind sie vom Verhalten und Charakter viel zu unterschiedlich.
Bezüglich Größe und Zusammensetzung der Gruppe müssen Sie sich vor Aufnahme unbedingt informieren. Unerwünschter Nachwuchs soll unbedingt verhindert werden, deshalb müssen Rammler kastriert werden. Sollten sich ein männliches Tier aus dem Tierheim holen, ist dies meist ohnehin kastriert. Auch neu hinzu geholte Tiere finden sich nach kurzer Eingewöhnungsphase in einer Gruppe meist gut zurecht. Wer ein Tier in Einzelhaltung genau beobachtet wird schnell verstehen, dass Kaninchen in Einzelhaltung nicht glücklich sind und leiden.

Der Raumbedarf
Ein Käfig ist keine artgerechte Haltung oder wollen Sie nur auf 20 qm eingesperrt werden. Kaninchen brauchen Auslauf und entsprechend viel Auslauf. Egal ob Wohnung oder tagsüber im Garten, Kaninchen brauchen ein sicheres und vor allem großes Gehege. Kaninchen wollen buddeln, wollen an Holz nagen, wollen ohne enge Grenzen laufen und die typischen Kaninchen Hacken schlagen. Zwei Kaninchen brauchen mindestens 4 Quadratmeter Platz, denn pro Tier müssen mindestens 2 Quadratmeter Platz zur Verfügung stehen und zudem brauchen die Tiere täglich einen viel weiteren Freilauf, also entweder draußen einen noch größeren Auslauf oder ein „freies Hoppeln“ in der Wohnung für mehrere Stunden am Tag.

Wohnungsgestaltung bei Wohnungshaltung
Die artgerechte Haltung im Haus setzt voraus, dass das Gehege artgerecht und geräumig ist. Damit der tägliche Auslauf sicher und artgerecht ist, muss die Wohnung kaninchengerecht gestaltet werden. Gerade Stromkabel müssen außer Reichweite sein, ein angeknappertes Kabel kann lebensgefährlich für Kaninchen sein. Doch auch Teppiche, Tapeten, Pflanzen und weiter Gegenstände wie Gummi oder Plastik können lebensgefährlich für die Tiere sein.
Kaninchen lieben es sich zu Verstecken und brauchen auch Beschäftigungsmöglichkeiten. Deshalb müssen Gehege immer mit verschiedenen Ebenen und diversen Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet werden.
Kaninchen sind sehr reinliche Tiere. Sie setzten Kot und Urin meist in „ihrem“ festen Platz ab, so ist ein offenes Katzenklo mit Kanincheneinstreu ideal. Die Toilette muss täglich gereinigt werden und keinesfalls darf herkömmliche Katzenstreu verwendet werden.
Die kleinen Vierbeine lieben es zu Buddeln. Wenn diese Möglichkeit im Garten nicht zur Verfügung steht, empfiehlt sich eine Buddelkiste mit Sand. Allerdings muss auch diese des Öfteren gereinigt werden.
Um dem Tier den natürlichen Trieb des Buddelns ermöglichen zu können, ist ein mit Sand gefüllter Behälter, etwa eine Kiste zu empfehlen. Jedoch muss auch diese des Öfteren gereinigt werden.

Kaninchen gerechtes Gehege in Außenhaltung
Die bevorzugte Haltungsmöglichkeit ist ein sicheres, wettergeschütztes und großes Gehege im Garten. Die Haltung im Gartengehege ist für Kaninchen besonders artgerecht. Dazu sollte das Außengehege entsprechend groß sein und ebenfalls mit artgerechten Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet sein.
Wichtig ist, auf perfekten Witterungsschutz zu achten. Wichtig in der Außenhaltung ist eine schützende Höhle, am besten unter der Erde. Hier kann das Kaninchen sein Grundbedürfnis sich zu verstecken nachkommen. Eine geräumige Höhle schützt vor der Witterung, ist Winter- und Nachtquartier und dient als Ruheort. Im Sommer bittet die Höhle Schutz vor Hitze und im Winter wiederum vor Kälte.
Möglichkeiten eine Höhe zu bauen gibt es viele, beispielsweise ein Steinhäuschen. Wenn die Höhle dem Kaninchen nicht gefällt wird es sich selber seine eigene Höhle graben. Deshalb muss darauf geachtet werden, dass es sich nicht unter dem Zaun hindurch gräbt.
Das Außengehe muss das Kaninchen auch vor möglichen Eindringlingen schützen wie etwa Greifvögel, Marder, Füchse und Co. Deshalb müssen alle Seite absolut sicher sein auch oben und unten.

Ernährung
Das Verdauungssystem von Kaninchen ist auf Gräser und Pflanzen spezialisiert. Es muss daher immer hochwertiges Heu zur Verfügung gestellt werden. Heu ist der größte Bestandteil einer artgerechten Kaninchennahrung. Im Sommer freuen sie sich auch über Gras. Aber auch frisches Obst und Gemüse sollte auf dem täglichen Ernährungsplan nicht fehlen.
Kaninchen müssen immer Essen, nur so funktioniert die Verdauung. Es muss also sichergestellt sein, dass die Heuraufe immer gefüllt ist. Zudem brauchen Kaninchen auch immer frisches Wasser aus einem schweren, festen und zudem täglich gereinigten Wassernapf.
Im Handel erhältlich Futtermischungen sowie Leckerlis sind zu kalorienhaltig. Tierärzte raten von dieser künstlich hergestellten Nahrung ab.
Auf seriösen Kaninchenseiten und einschlägiger Literatur können Sie sich über ungeeignete und geeignete Nahrung informieren.
Nicht erschrecken wenn Ihr Kaninchen seinen Blinddarmkot direkt vom After aus isst. Für die Tiere ist dieser Kot lebenswichtig, sie nehmen damit bestimmte Vitamine zu sich. Bei dieser Nahrungsaufnahme dürfen die Tiere nicht gestört werden.

Vorsicht:
Alte und welke Nahrungsreste sind unverzüglich zu entfernen. Essen Kaninchen diese Reste kann es zur tödlichen Trommelsucht kommen, hierbei überbläht der Darm des Kaninchens.

Krankheiten
Kaninchen sind für diverse Krankheiten anfällig, etwa für Zahnprobleme oder Verdauungsstörungen. Nur wenige Tierärzte sind wirklich auf Kaninchen spezialisiert. Fragen Sie im Bekannten oder Verwandtenkreis deshalb, wer schon sehr gute Erfahrungen mit einem Veterinär gemacht hat.
Kaninchen zeigen erst spät erkennbare Symptome. Deshalb ist es wichtig das Tier täglich zu beobachten und gegebenenfalls unverzüglich den Tierarzt aufzusuchen.
Häufig leiden Kaninchen an Zahnerkrankungen, diese kommen meist von falscher Nahrung aber auch genetische Ursachen oder Zuchtprobleme können verantwortlich sein. Zahnfehlstellungen können zu Folgeerkrankungen und Verdauungsstörungen führen. Kaninchen sterben dann unbemerkt und qualvoll.
Auch Kaninchen sollten zum regelmäßigen tierärztlichen Routinecheck. Hierbei erhalten diese auch ihren Impfschutz gegen die gefährliche ansteckende Kaninchenseuche RHD sowie Myxomatose.

Tagesablauf
Kaninchen werden meist erst gegen Abend aktiv. Der Drang nach Bewegung ist bei ihnen vor allem abends und morgens sehr ausgeprägt. Tagsüber liebt das Kaninchen hingegen seine Ruhe. Verantwortungsvolle Halter stellen sich auf dieses Bedürfnis ein, so sollten nächtliche Kratz, Klopf- und Nagegeräusche akzeptiert werden.

Jahreszeiten
Kaninchen müssen gegen extreme Kälte und extreme Hitze geschützt werden.
Bei hochsommerlichen Temperaturen kann es zum tödlichen Herzschlag kommen. Im Sommer brauchen die Tiere also unbedingt einen Kühlen Ort an den sie sich zurückziehen können.
Gute Möglichkeiten die Wohnung im Sommer kaninchengerecht zu gestalten sind das abdunkeln der Räume oder Kühlung des Geheges etwas mit Kühlakkus oder Eiswürfel. Achtung: Zugluft ist für Kaninchen gefährlich. Deshalb sind weder geöffnete Fenster noch ein Ventilator empfehlenswert. Diese können zu Erkältungen oder Bindehautentzündungen führen.
Das Außengehe darf nie in der prallen Sonne stehen und braucht ebenfalls einen gut belüfteten Unterschlupf.
Werden die Tiere im Sommer draußen gehalten, muss regelmäßig auf möglichen Madenbefall geachtet werden.
Aber auch vor kalten Temperaturen muss das Kaninchen geschützt werden. Im Außengehege muss daher eine Schutzhütte vorhanden sein. In der Wohnung darf die Raumluft zudem nicht zu trocken sein.

Auf was geachtet werden muss
Instinktiv sind Kaninchen nervöse Tiere, gerade wenn sie von der Unterfläche hochgehoben werden. Stark strampelnde Tiere können sich dabei das Rückgrat brechen. Kaninchen nie an den Ohren hochheben oder sie nur mit einer Hand unterm Bauch heben. Kaninchen mögen Tragen nicht. Wenn es unvermeidlich ist, dann das Kaninchen mit einer Hand unter den Hinterbeinen und mit einer Hand unter dem Brustkorb hochheben.

Kaninchen und Kinder
Auch wenn sie noch so süß aussehen, sie sind keine Kuscheltiere. Wenn Sie ihrem Kind doch eine Kaninchengruppe anvertrauen, müssen sie darüber Aufsicht haben. Weitere wichtige Informationen hierzu finden Sie hier.
Kaninchen sind lebende Tiere mit Gefühlen und kein Spielzeug. Die anspruchsvolle Pflege darf niemals einem Kind alleine übertragen werden. Erwachsene haben die Pflicht die artgerechte Tierhaltung zu kontrollieren und gegebenenfalls mitzuhelfen. Natürlich muss vor dem Kauf auch daran gedacht werden, dass die Kaninchen in den Ferien oder bei Abwesenheit der Besitzer fachkundig betreut werden. Die Betreuung muss über viele Jahre sichergestellt sein.

Die Adoption ist eine verantwortungsvolle und vor allem langfristige Aufgabe!
Sollten Sie sich nach sorgfältiger und vor allem auch gründlicher Lektüre dazu entschlossen haben, Kaninchen halten zu wollen dann versuchen Sie dies am besten in einem naturbelassenen Außengehege zu tun. Tolle Kaninchen finden sich bei Kaninchenschutzinitiativen oder im Tierheim. Damit ermöglichen sie dem Kaninchen ein artgerechtes Leben ohne Käfighaltung. Auch bereits ausgewachsene Tiere aus dem Tierheim sind süß, es müssen nicht Jungtiere aus der Zoohandlung sein auch diese werden binnen kürzester Zeit groß.

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